Die Clans von Tokito: Lotus und Tiger von Caroline Brinkmann

Die Clans von Tokito von Caroline Brinkmann

Hintergrundinfos:

Titel: Die Clans von Tokito – Lotus und Tiger

Autorin: Caroline Brinkmann

Seitenzahl: 384 Seiten

Verlag: dtv

Erscheinungsdatum: 19.02.2021

Klappentext:

In der Megastadt Tokito herrscht das Gesetz der Clans. Nur wer für einen der sechs Clanfürsten arbeitet, hat die Chance zu überleben. Die rebellische Erin hat gerade ihren Job beim Lotusclan verloren. Kaum ist sie schutzlos unterwegs, gerät ihr Leben in Gefahr und sie muss sich auf einen Deal mit einem Dämon einlassen. Durch die Verbindung erlangt sie übernatürliche Kräfte. Doch die haben ihren Preis…

 

Meine Meinung:

Schon bei dem Titel dieses Buches war ich davon überzeugt, dass ich es lesen wollen würde. Ich liebe ja Storys mit Clans, Gilden oder ähnlichen Gruppierungen und dann noch der asiatische Touch, der ebenso schnell klar wurde – ich musste erfahren, was hinter dem schönen Cover von Caroline Brinkmanns Buch steckte.

Die Geschichte wird von drei Protagonist*innen erzählt: Erin Rider, Kiran Seaborn und Ryanne Cimon.

Erin wohnt mit ihrem Freund Mikko zusammen in einer kleinen Wohnung und hat gerade ihre Arbeit bei dem Lotusclan verloren. Das macht sie schutzlos, denn wer nicht bei einem der sechs Clans in Tokito arbeitet, ist Freiwild für alle anderen. Erin weiß, dass sie sich in Gefahr bringt, denn das ist nicht das erste Mal, dass sie ihre Job verloren hat. Daher macht sich das junge Mädchen auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle, fällt dabei jedoch Organhändlern in die Hände. Ihre einzige Chance, zu überleben, ist, sich mit einem dunklen Spirit, einem Dämon zu verbinden. Erin stimmt der Verbindung zu und der Distelkönig rettet sie mit seiner dunklen Macht vor dem Tod.

Nahezu gleichzeitig lernt man die schöne Ryanne Cimon kennen. Ryanne arbeitet ebenfalls beim Lotusclan, ist jedoch anders als Erin dort in der Ausbildung zum Schmetterling. Schmetterlinge sind eine Art Geishas, die für Unterhaltung sorgen. Ryanne muss immer wieder Prüfungen bestehen, damit sie die Ausbildung fortsetzen darf. Doch dann führen ihre Wege sie ausgerechnet zurück in die Vergangenheit in ein Leben, in dem Frauen nicht viel zu sagen haben.

Kiran ist ein Novize der Phari, einer Art Polizei von Tokito, die im engen Kontakt mit Spirits stehen, den mächtigen Geisterwesen. Anders als die anderen Phari, die die Kraft ihres Spirits dazu nutzen, besondere Magie zu wirken, steht Kiran mit seinem Spirit ein wenig auf Kriegsfuß. Bisher hat sich keine besondere Gabe bei ihm gezeigt und trotzdem hält sein Meister an Kiran fest. Denn schon bald erschüttern brutale Morde ganz Tokito, bei denen den Opfern das ganze Blut entfernt wird.

Die Geschichten der drei Hauptprotagonist*innen streifen sich immer mal wieder. Während Erin mit der dunklen Macht und der Kraft kämpfen muss, die ihr der Distelkönig schenkt, weiß Kiran, dass sich ein dunkler Spirit in der Stadt aufhält. Ryanne ist eine von Erins besten Freundinnen, geht aber ansonsten ihren eigenen Weg.

Erin ist sehr starrköpfig, erfüllt von grenzenloser Liebe zu Mikko, unbedacht und rebellisch. Sie stürzt sich ohne nachzudenken in die gefährlichsten Situationen und folgt nur ihrem eigenen Ehrenkodex. Dieses Verhalten hat sie schon oft in Bedrängnis gebracht. Die Verbindung mit dem Distelkönig sorgt für weitere Spannungen, denn Erin fängt an, die Macht zu genießen, die diese dunkle Macht ihr schenkt.

Ehrlich gesagt, war ich mir nicht ganz sicher, was genau der Distelkönig darstellen sollte. Es gibt Momente, da ist es durchaus furchterregend und blutrünstig, doch die meiste Zeit ist er einfach eine Art lustiger Sidekick. Ich konnte ihm weder das eine noch das andere so richtig abnehmen.

Kiran denkt sehr kurzsichtig, ist ebenso sturköpfig und übersieht offensichtliche Dinge. Ich hätte gerne noch mehr über die Kultur, aus der er stammt, erfahren.

Und Ryanne hat mir anfangs am besten gefallen, finde ich zum Ende hin aber sehr problematisch. Einerseits stelle ich den Umgang mit einer ihrer Entscheidungen stark infrage und andererseits erscheint dieser Handlungsfaden beinahe unnötig. Die Hauptstory ist meiner Meinung nach die Geschichte mit den blutleeren Toten – doch erst zum Ende hin tangiert genau das auch Ryanne. Wäre dieses Buch der Auftakt einer Reihe, würde ich das womöglich anders bewerten.

Insgesamt fand ich es von Anfang an schwierig, einzuschätzen, wo genau die Geschichte hinwill. Der Klappentext vermittelte mir, dass es um den inneren Kampf von Erin und dem Distelkönig gehen solle. Das wird zwar auch thematisiert, aber hätte zum einen noch deutlich stärker und tiefer gemacht werden können und ist zum anderen eher eine Begleiterscheinung. Die wahre Geschichte offenbart sich erst sehr spät, was es für mich schwierig machte, mich in der Welt zurechtzufinden.

Ebenso schade fand ich, dass das Potential dieser Welt nur gestreift wurde. Es gibt sehr viele Eigennamen und Strukturen, die besonders sind, aber immer nur zur Sprache kommen, wenn es der Geschichte dient. Ich hätte gerne noch mehr über die Clanstrukturen erfahren, mehr darüber, wie die Clans zueinander stehen und gerne auch noch, ob es überhaupt eine Welt außerhalb Tokito gibt und wie diese aussieht. Fragen wie zum Beispiel, was die Phari so besonders macht, dass sie diese Magie ausüben können, wie die Mächte der dunklen und hellen Spirits funktionieren und ähnliches werden nicht geklärt. Auch essenzielle Elemente der Geschichte werden nur am Rand erzählt und wirken dann sehr platziert.

Der Schreibstil von Caroline Brinkmann hat mich anfangs nicht überzeugt. Ich war sogar bereits versucht, das Buch zur Seite zu legen, weil diese kurzen Sätze, diese einfache Sprache und die sehr auf den Moment bezogenen Beschreibungen nicht dazu geführt haben, dass ich mich in die Geschichte habe fallen lassen können. Das wurde mit der Zeit dann besser – oder ich habe mich einfach daran gewöhnt.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass „Die Clans von Tokito“ ein großes Potential mit sich bringt. Die Autorin hat umfassende Strukturen ausgearbeitet, die aber in der nicht klaren Storyline untergehen. Die Protagonist*innen sind nur teilweise sympathisch und wirken manchmal etwas flach. Alles in allem ist es eine Geschichte, die etwas braucht, ehe man sich in ihr zurechtfindet und die mich nicht vollkommen von sich überzeugen konnte.

 

Lesen, wenn: ihr rebellische Protagonist*innen mögt, die ganz auf sich selbst vertrauen und alles für ihre Liebsten tun würden.

Nicht lesen, wenn: Ihr eine Geschichte mit einer klaren Storyline sucht und ein tiefgreifendes Verständnis dieser fantastischen Welt erwartet.

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