Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange von Suzanne Collins

Die Tribute von Panem X von Suzanne Collins

Hintergrundinfos:

Titel: Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange

Autorin: Suzanne Collins

Seitenzahl: 608 Seiten

Verlag: Oetinger

Erscheinungsdatum: 19.05.2020

Klappentext:

Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegriechen Tributs zu werden. Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen – tiefer kann man nicht fallen. Von da an ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg, über Triumph oder Niederlage bestimmen. Innerhalb der Arena ist es ein Kampf um Leben und Tod, außerhalb der Arena kämpft Coriolanus gegen die aufkeimende Gefühle für sein dem Untergang geweihtes Tribut. Er muss sich entscheiden: Folgt er den Regeln oder dem Wunsch zu überleben – um jeden Preis.

 

Meine Meinung:

Ich bin am Dienstag gleich in die Buchhandlung meines Vertrauens gestürmt, um das neue Panem-Buch zu kaufen. Als ich es dann schließlich bezahlte und den Laden verließ, hatte ich ein ziemlich tolles und eigentümliches Gefühl. Es war so besonders, denn die Panem-Bücher sind für mich eines der größten Fandoms der Welt. Nun nach all den Jahren ein weiteres Buch dazu kaufen zu können, war ein besonderes Erlebnis, irgendwie erhebend.

Daraus könnt ihr schon schließen, dass ich ein absoluter Fan von Suzanne Collins´ Welt bin. Sie hat eine so detailreiche und vielschichte Welt erschaffen, die unglaublich viel Potenzial für weitere Geschichten bietet. Dass sie sich nun in ihrem neuen Buch auf Coriolanus Snow konzentrieren wollte, fand ich spannend.

Im Fokus der Geschichte stehen die zehnten Hungerspiele. Der Krieg liegt erst zehn Jahre zurück und das Kapitol erholt sich noch von den Geschehnissen. Es gibt noch immer zerstörte Häuser und die Kapitolsfamilien haben noch immer mit den Konsequenzen zu kämpfen – denn wenn man in den Jahren der Rebellion eine falsche Investition gemacht hat, dann muss man nun noch immer mit den Ergebnissen dieser Entscheidung kämpfen.

Genauso geht es der Familie Snow. Eine falsche Entscheidung hat sie viel von ihrem Vermögen gekostet. Während Coriolanus alles dafür tut, den Schein aufrecht zu erhalten, versuchen er und seine Counsien Tigris sowie ihre Großmadame zu überleben und mit dem wenigen Geld, was sie zur Verfügung haben, für ausreichend Mahlzeiten zu sorgen.

Coriolanus geht auf die Akademie und setzt alles daran, dort einen guten Abschluss zu machen. Denn dann würde er Geld bekommen, sowie ein Stipendium für die Universität, die er unbedingt besuchen will. Mit diesen Motiven tut er alles, um sich zu profilieren.

Durch sein Engagement bekommt er die Möglichkeit, gemeinsam mit seinen Klassenkameraden als Mentor/in für die Tribute zu fungieren. Das gab es noch niemals zuvor bei den Hungerspielen und neben dieser Änderung soll es einige weitere geben. Denn das Kapitol setzt alles daran, damit die Distrikte nie vergessen, wer den Krieg gewonnen hat.

Zu Coriolanus Ärger bekommt er das Mädchen aus Tribut 12 zugewiesen – der Distrikt, der am ärmsten und schwächsten gilt. Doch als er Lucy Gray Baird kennenlernt, erkennt er in ihr eine Chance, doch noch seinen Nutzen aus den zehnten Hungerspielen ziehen zu können. Und als er ihr schließlich persönlich begegnet, ist er fasziniert von diesem Mädchen, das ihre Stimme und ihren Mut trotz der Armut behalten hat.

Coriolanus Snow ist absolut kein sympathischer Protagonist. Das wird von der ersten Seite an klar. Er hat zwar zwischendurch einige Momente, in denen er gerade durch Lucy sympathischer wirkt, aber je näher man dem Ende kommt, desto mehr kehrt sich sein wahrer Charakter nach außen. Und der ist immer darauf bedacht, dass für ihn alles zum Vorteil ist. Er will wahrgenommen, akzeptiert, bejubelt werden und schreckt dafür vor keinem Opfer zurück.

Manchmal wirken seine Taten auf äußere empathisch oder sorgenvoll, doch er wägt immer ganz genau ab, was für einen Nutzen er daraus ziehen kann. Er hat keinen Sinn für Anstand oder Pietät.

Lucy Gray erschien mir (ganz wie ihre Namensgeberin) immer ein wenig schwer zu fassen. Sie ist das Mädchen mit dem Mut, dem Sinn für das Schöne. Doch sie kann auch skrupellos sein und ab und an war ich mir nicht sicher, ob ich ihren Charakter vollkommen verstanden habe.

Dann gibt es einen Haufen Nebenprotagonisten. Und da kommen wirklich einige zusammen, alleine schon durch die 23 anderen Mentoren für die Tribute. Einige von ihnen wie Sejanus stechen deutlich stärker hervor, doch von vielen konnte ich mir gerade so die Namen merken. Sie wirkten mehr wie Statisten für die Geschichte und einige von ihnen schienen die Mühe der Charakterausarbeitung nicht wert zu sein.

Der Verlauf der Geschichte … ist nicht ganz klar. Ich wusste bis 80 Seiten vor dem Ende überhaupt nicht, wo das alles hinlaufen soll. Das fand ich extrem nervig.

Und das alles, obwohl es immer wieder Höhepunkte gibt. Es gibt spannende Szenen, die sich auf einmal aufbauen und dann beinahe wieder verpuffen. Suzanne Collins hat das Potenzial dieser Höhepunkte definitiv nicht genutzt und es fehlten auch immer Erklärungen / Untersuchungen von bedrohlichen Vorfällen. Auch der allerletzte Höhepunkt war zwar spannend, doch er kam für mich etwas unvorhersehbar und löste sich dann irgendwie auch zu schnell.

Einzig und allein ihr guter und flüssiger Schreibstil hat mich dazu gebracht, das Buch so schnell durchzulesen. Spannend war zudem auch zu sehen, wie die zehnten Hungerspiele ausgeübt wurden. Mitzuerleben, wie anders es alles war und welche Änderungen Snow mitbeeinflusst hat, war schon ziemlich cool. Auch das Verständnis, warum es diese Hungerspiele überhaupt gibt und die Haltung der Menschen gegenüber den Tributen war faszinierend – aber da hätte ich gerne noch mehr als nur Snows schräge Perspektive gehabt. Auch was die Beschreibung der Atmosphäre angeht, hätte ich mehr erwartet.

Ich muss leider sagen, dass ich enttäuscht bin. Suzanne Collins hat diese riesige Welt aufgebaut, in der es so viele Geschichten zu erzählen gibt. Wie gerne hätte ich mehr über eines der anderen Distrikte erfahren. Ich wäre auch gerne in die riechen Familien des Kapitols eingetaucht, in diese elitäre Gesellschaft. Doch das war mit Coriolanus Snow, der nur an sich denkt und nichts anderes im Fokus hat, leider nicht möglich.

Ich frage mich wirklich, warum sich Suzanne Collins entschlossen hat, gerade diese Geschichte erzählen zu wollen. Und dann, warum sie nur einen so eingeschränkten Blick auf das Panem der zehnten Hungerspiele gibt.

Zusammenfassend bleibt mir nur zu sagen, dass „Die Tribute von Panem X“ stilistisch gut geschrieben ist. Man erfährt einiges an Hintergrundwissen zu den Hungerspielen. Doch plottechnisch ist die Geschichte unglaublich schwach und vergeudet am laufenden Band ihr Potenzial.

 

Lest es, wenn: Ihr Hardcore-Fans von Panem seid und Coriolanus Snow ein Stück in seinem Leben begleiten wollt.

Lest es nicht, wenn: Ihr auf eine spannende Geschichte hofft, die euch verschiedene Seiten von Panem zeigt. Oder wenn ihr darauf hofft, dass „Die Tribute von Panem X“ spannungstechnisch auch nur ansatzweise mit den eigentlichen drei Büchern mithalten kann. Ihr würdet enttäuscht sein.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Jakob

    WORD!!!! Genauso habe ich es auch empfunden. Du sprichst mir aus der Seele. Beim Lesen der Rezension kommt es mir fast so vor, als hätten wir uns stundenlang darüber ausgelassen, so gut ist die Rezension geschrieben!
    Liebe Grüße

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