Klappentext:
Rea war zuerst die Leibwächterin des Kronprinzen Robin, dann seine heimliche Geliebte. Nach den dramatischen Ereignissen am englischen Königshof musste sie fliehen. In Paris erhofft sie sich ein neues Leben in Freiheit, denn in Frankreich dürfen sich die Menschen berühren – sogar die in England gefürchteten Magdalenen müssen sich nicht verstecken. Doch als Ninon, Reas engste Vertraute und Schwester des französischen Königs, ihre Freundin an den Hof ruft, holt Rea der Fluch ihrer Vergangenheit ein: Niemand geringeres als Prinz Robin erwartet sie – aber nicht, weil er Rea zurückgewinnen will, sondern weil er um Ninons Hand anhält.
Ist die geplante Verlobung wirklich der einzige Grund für Robins Aufenthalt in Frankreich? Und welches Geheimnis verbirgt die unnahbare Madame Hiver, die nicht von der Seite des französischen Königs weicht?
Meine Meinung:
Nachdem mich der erste Teil dieser Reihe überzeugen konnte, war ich mehr als froh, dass der zweite Band schon griffbereit lag. So konnte ich mich wieder in die Welt von Rea und Robin verziehen.
Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Band der „Palace“-Saga.
Der erste Band endete nach dem großen Showdown von Rea, Ninon, Robin, Mr. Galahad und dem König. Wie sich herausstellte, gehört Mr. Galahad ebenfalls zu den Magdalenen – doch er ist ein Schnüffler, einer, der merkt, wenn in jemand in seinen Geist eindringt. Und so verriet er Rea und schickte sie damit eigentlich in den Tod. Wäre da nicht die Königin gewesen, die ihren Sohn retten wollte und Rea als einzige Möglichkeit ersann, um genau dies zu bewerkstelligen.
Was Rea und Ninon mit Robins Hilfe dann im Geist des Königs erreichten, war ein spannendes Finale. Und es zeigte eines deutlich: dass Rea mehr ist als „nur“ eine Magdalena. Dass sie eine Feuerschwester ist.
Im zweiten Band finden wir uns in Paris wieder. Diese Stadt und ganz Frankreich wurde im ersten Band oft so dargestellt, dass es ein freies Land ist, ein Land, in der alle akzeptiert und respektiert werden. Eigentlich ist klar, dass es solch eine Welt nicht geben kann – und man wird schnell in die Realität befördert: Magdalenen leben dort zwar offen unter den Menschen, doch es gibt genug Menschen, die die Gabe dieser Menschen verachten. Und nur zu gerne solche töten, die sich „visionnaires“ oder Magdalenen nennen.
Und auch Rea muss das schnell lernen: Im ersten Kapitel findet man sie – wie eigentlich nicht anders zu erwarten – im dunklen Gassengewirr von Paris wieder. Sie wird von drei Gestalten verfolgt und es kommt schließlich zu einem Kampf. Nichts also, was man nicht schon von Rea kennen würde.
Besonders hat es mich gefreut, dass ich dann wieder auf Blanc, René, Comte und Ninon traf. Die Zeit, die Rea mit ihnen in dieser kleinen Wohnung verbrachte, ist wohl eine der schönsten in ihrem ganzen Leben. Und besonders gut fand ich auch, dass man nun Zeit hatte, diese Nebenprotagonisten besser kennenzulernen.
Blanc glänzte mal wieder mit seiner Unerschütterlichkeit und seinem Humor. Er ist ein gefürchteter Krieger, bewahrt sich aber seine eigene Furcht vor Unzulänglichkeiten. Er steht zu seinen Überzeugungen und seine Gedanken beschäftigen sich immer mit den Menschen, die er liebt. Das macht ihn tatsächlich alles in allem zu dem strahlenden, weißen Ritter.
René ist die gute Seele des ganzen Buches. Er ist hilfsbereit, freundlich aber bestimmend und hält die ganze Bande irgendwie zusammen. Auch sein Wissen über die Magdalenen ist unglaublich nützlich und half mir, mich noch mehr in deren Welt zurechtzufinden.
Comte macht es einen wirklich nicht leicht, ihn einzuschätzen. Er hat eine große Mauer um sich herum errichtet und scheint nicht davon überzeugt zu sein, dass Rea gute Absichten hat. Schön fand ich, dass man in diesem Buch mehr über seine Hintergrundgeschichte erfährt – das erklärt einiges und macht ihn zugänglicher.
Ninon… nun, Ninon hatte es in diesem Band wahrlich nicht leicht. Sie ist mir aus dem ersten Buch noch als strahlende, elegante, freiheitsliebende und lebendige Frau in Erinnerung geblieben. Diejenige, die das tut, was sie will – vollkommen egal, was das für Konsequenzen hat. Doch in Frankreich ist sie wieder mehr die Duchesse, die Schwester des Königs. Die Politik in ihrem Land, die Auseinandersetzungen und die Konfrontationen mit etwaigen Konsequenzen machen es ihr schwer, ihr wahres Wesen nach außen zu tragen.
Ich hoffe, im nächsten Band wieder mehr von ihrem außergewöhnlichen Charakter zu sehen!
Rea schließlich muss mal wieder als Personenschutz fungieren. Noch während sie sich mit Robin auseinanderzusetzen versucht, verstärkt sich die Anspannung um sie herum immer mehr. Ihre Freunde, die nichts weiter wollen, als Freiheit für die Magdalenen und ihresgleichen. Madame Hiver, die Rea bedrängt und von ihr Unterstützung fordert. Ihr Bruder, der immer mehr seine politischen Ansichten laut kundtut und damit nicht nur sich in Gefahr bringt.
Robin schließlich konnte mich nicht immer von sich überzeugen. Ich verstehe seine Ambivalenz gegenüber Magdalenen durchaus – und doch finde ich, dass er mehr als einmal einen verschlossenen Geist und schwachen Charakter bewiesen hat.
Reas Unsicherheit, ihre Zweifel, aber auch ihre Liebe verstehe ich dafür nur zu gut. Ich finde es schön, mitanzusehen, wie die Entwicklungen in Paris und der Umgang mit ihren Freunden und anderen Magdalenen die Feuerschwester beeinflussen und stärken. Fraglich bleibt, ob die Entscheidung, die sie am Ende getroffen hat, nicht zu viel Risiko birgt. Und ob sie durch dieses Verhalten nicht wieder einmal mehr den eigentlich längst vergangene Regeln unterliegt.
Madame Hiver fand ich extrem nervig. Nervig in dem Sinne, weil ich nicht wusste, was sie will, und vor allen Dingen, warum sie sich überhaupt so auf Rea eingeschossen hat. Man bekommt nur absolut wenig über diese Frau heraus – die Spannung hielt sich bis zum Ende. Die Entwicklung, die dort folgt, hätte ich so nicht erwartet.
Die Geschichte fand ich wieder einmal sehr spannend. Paris und der Hof der Farben konnten mich wirklich von ihrer Buntheit überzeugen und zeigten einen extremen Kontrast zu dem verklemmten England. Ich wünschte mir, noch mehr von dieser wunderbar leuchtenden Stadt zu sehen.
Zugleich fand ich es auch gut, wie die Autorin wieder auf das Thema der Ungleichheit zwischen Menschen eingegangen ist. Der Bezug zu der realen Welt war natürlich im ersten Band schon da, aber nun fiel er mir extrem auf. Ich fühle mich den Menschen, die ihre Farben nach außen tragen, sehr verbunden. Die Plastizität dieses schwierigen Themas in dem Buch wurde durch die Szenen erhöht, die sich in unserer Welt tagtäglich finden.
Lesen, wenn: Ihr nach dem ersten Band genauso geflasht wart wie ich und mehr über die Welt der Magdalenen erfahren wollt.
Nicht lesen, wenn: Euch diese Sache mit den Bändern und Magiebenutzern etwas merkwürdig erscheint und ihr lieber nicht mehr darüber wissen wollt.