Klappentext:
Zehn Jahre Sklavenarbeit für alle. Fast alle.
In England muss jeder, der nicht zum magischen Adel gehört, zehn Jahre lang als Sklave arbeiten. Lukes Familie will diese Sklavenjahre gemeinsam durchstehen, im Dienst der mächtigen Herrscherfamilie Jardine. Doch nun rast Lukes Herz vor Angst, als er plötzlich von den anderen getrennt und in die laute und schmutzige Fabrikstadt Millmoor gebracht wird. Die Arbeit dort ist besonders hart. Seine Schwestern sind mit den Eltern am prunkvollen Hofe der Jardines den rücksichtslosen Machtspielen und eiskalten Intrigen der Elite ausgesetzt. Vor allem der junge Adlige Silyen verfolgt mit seinen ungeheuerlichen magischen Fähigkeiten eigene Ziele. Und Lukes Schwester Abi verliert ihr Herz an den Falschen.
Meine Meinung:
„Dark Palace: Zehn Jahre musst du opfern“ erregte durch ein mystisches und dunkles Cover meine Aufmerksamkeit. Das Buch wirkte ganz wie eine Geschichte, die ich unbedingt lesen musste – der erste Eindruck war auf jeden Fall sehr gut.
Doch es dauerte dann einige Zeit, bis ich tatsächlich die Möglichkeit bekam, das Buch von Vic James zu lesen. Wie auf der Rückseite zu lesen ist, kommt das Buch eigentlich von Wattpad. Für die, die diese Website nichts sagt: Das ist eine Seite, auf denen Autoren ihre Geschichten und Fanfiktions hochladen können. Und seit einiger Zeit schaffen es immer mehr Bücher von Wattpad in die Verlage. Das ist eine Entwicklung, die ich mit großem Interesse verfolge.
Nun aber zurück zu „Dark Palace“.
Das Buch startet mit Leah. Leah ist auf der Flucht und hat ihre Tochter Libby dabei. Doch ihr Fluchtversuch wird von drei jungen Männern gestört: Silyen, Jenner und Gavar. Schnell wird klar, dass es in dieser Welt eine Art von Magie geben muss. Doch Leah gelingt die Flucht nicht und sie bezahlt diesen Versuch mit ihrem Leben.
Dann springt die Geschichte zu der Familie Hadley. Abi, Luke und Daisy sind Geschwister. Sie verfügen über keinerlei „Geschick“ – so wird die magische Gabe genannt. Alle Menschen, die nicht diese Gabe haben, müssen zehn Jahre lang Sklavendienst ableisten. Als Lukes Eltern mit Abi beschließen, dass die Zeit für sie gekommen ist, wird er aus seinem Leben gerissen. Doch noch viel größer ist der Schock, als seine Familie ohne ihn zu einer angesehenen Familie gebracht wird, während er in ein Sklavenlager eskortiert wird.
Von da an spalten sich die Handlungsstränge. Man erlebt ab und zu Luke, der erst lernen muss, sich in Millmoor zurecht zu finden. Die harte Arbeit, die er dort verrichten muss und die widrigen Umstände bringen ihn schnell an seine Grenzen. Doch er lernt auch einig neue Leute kennen und schließt dann sogar Freundschaften.
Abi und der Rest ihrer Familie haben das vermeintlich bessere Los gezogen: Sie sollen der Familie Jardine dienen – einer der mächtigsten Familien des Landes. Und genau in dieser Familie trifft man wieder auf Gavar, Silyen und Jenner.
Die Erzählperspektive wechselt immer wieder, sodass man auch Einblicke in Gavars und Silyens Leben und Gedanken bekommt. Das war sehr hilfreich, denn diese Beiden, deren Geschick sie zu mächtigen Menschen erhebt, sind sehr verschlossen und scheinen einen ganzen Haufen von Geheimnissen zu hüten.
Während aus Luke, dem schmächtigen und durchaus naiven jungen Mann einer wird, der Gefahren eingeht und anfängt, für das richtige zu kämpfen, wickeln die Intrigen rund um die Jardines seine restliche Familie immer mehr ein. Es gibt politische Intrigen, Darstellung von großem Geschick und dunkle Pläne, die man als Leser noch nicht ganz durchschauen kann.
Am Anfang ist unklar, zu welchem Punkt die Geschichte strebt. Doch schließlich kommt es zu dramatischen Ereignissen, die einen wunderbaren Übergang zu dem zweiten Buch bilden. Während Abi eine Entschlossenheit und einen Mut zeigt, den ich von ihr nicht erwartet hätte, werden einem auch die Folgen des Missbrauchs von Geschick deutlich vor Augen geführt. Die Jardine-Brüder verfolgen alle unterschiedliche Ziele, denen nicht nur die Hadleys zum Opfer fallen.
Das Setting der Geschichte wechselt zwischen der Welt der normalen Menschen und der des Adels. Zwischen Millmoor und hauptsächlich dem Anwesen der Jardines. Der Kontrast zwischen diese beiden Welten wird mehr als deutlich, doch letztendlich keimt die Frage auf, welches Gefängnis das Schlimmere von Beiden ist. Auch, wenn ich mir sicher bin, dass der zweite Band dieser Reihe noch einmal ganz neue Maßstäbe hinsichtlich der Grausamkeit eines Gefängnisses aufzeigen wird.
„Dark Palace: Zehn Jahre musst du opfern“ konnte mich nicht 100% von sich überzeugen. Das Cover und auch die Idee hatten hohe Erwartungen in mir ausgelöst, die erst zum Ende hin so einigermaßen erfüllt werden konnten. Ich kam zuerst nicht so gut in die Geschichte hinein, mir fehlte es an Verbindung zu den Protagonisten. Die konnte sich bis zur letzten Seite nur einigermaßen herstellen, trotzdem bin ich auf den nächsten Band gespannt.
Lesen, wenn: Ihr Lust auf ein Buch habt, das einen die Rechte, die Würde und die Macht der Menschen deutlich vor Augen führt.
Nicht lesen, wenn: Ihr Wattpad-Geschichten nicht traut und keine Lust auf eine Geschichten rund um Sklaven und Dienstherren habt.