Die Erwählten: Tödliche Bestimmung von Veronica Roth

Die Erwählten von Veronica Roth

Hintergrundinfos:

Titel: Die Erwählten: Tödliche Bestimmung

Autorin: Veronica Roth

Seitenzahl: 576 Seiten

Verlag: Penhaligon

Erscheinungsdatum: 28.09.2020

Klappentext:

Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie – sie wurden auserwählt, die Welt vor einer übernatürlichen Macht zu retten. Und tatsächlich gelingt es den Erwählten, nach einem Kampf, der ihnen alles abverlangt, den mächtigen dunklen Feind zu besiegen. Sie werden als Helden gefeiert, doch die seelischen Wunden, die sie während des Kampfes erlitten haben, sind tief.

Am 10. Jahrestag ihres Sieges geschieht das Unfassbare: Einer von ihnen stirbt auf tragische Weise, die anderen werden in eine alternative Welt katapultiert. Diese ist der ihren sehr ähnlich, nur, dass die Magie dort allgegenwärtig ist. Sie finden heraus, dass sie die dunkle Macht keineswegs besiegt haben. Wieder müssen sie kämpfen, doch dieses Mal machen sie eine Entdeckung, die alles, was sie zu wissen glaubten, infrage stellt…

 

Meine Meinung:

Der Name Veronica Roth steht für mich für große dystopische Welten und fesselnden Geschichten. Bisher haben mir ihre Bücher immer gefallen und die Grundidee hinter „Die Erwählten“ fand ich extrem spannend. Mir blieb also gar nichts anderes übrig, als in die Geschichte der fünf Erwählten einzutauchen.

Eines des spannendsten Elemente ist auf jeden Fall die Hintergrundstory und Grundidee der Geschichte. Es geht nicht um die Rebellion oder den Kampf, sondern um das Leben danach. Die fünf Erwählten haben den Bösen besiegt und nun jährt sich der Tag ihres Triumphes zum zehnten Mal. Ich habe schon so oft mit Freund*innen darüber gesprochen, wie spannend es wäre, eine Welt zu sehen, die eine derartige Bedrohung überlebt hat. Wie geht es mit den Held*innen weiter? Was für ein Leben führen sie? Und all das greift Veronica Roth in diesem Buch auf.

Die Geschichte wird zum Großteil aus Sloanes Perspektive erzählt. Sie ist eine der fünf Erwählten, die den Dunklen besiegt haben. Mit ihren Freunden Matt, Ines, Esther und Albie ist es ihr gelungen, magische Artefakte zu bedienen und so die zerstörerische Macht des Dunklen aufzuhalten. Und jetzt müssen die Fünf mit dem klarkommen, was sie in ihrem langen Kampf gegen den Dunklen getan und erlebt haben.

In Sloanes Fall ist das alles nicht so einfach. Sie wurde eine Zeit lang von dem Dunklen gefangen gehalten und obwohl das nur eine kurze Zeit war, trägt sie den Schmerz und die düsteren Erinnerungen daran immer noch herum. Doch in der Öffentlichkeit und bei ihrem Freund Matt vergräbt sie all das und versucht irgendwie, ihren Alltag zu bewältigen.

Während es Matt, Ines und Esther scheinbar relativ gut gelingt, sich in ihrem Leben zurechtzufinden und mit den Geschehnissen klarzukommen, fällt es Sloane und Albie schwer, all das hinter sich zu lassen.

Dieser Kreislauf aus Erinnerungen, Schuld, Scham und Wut wird abrupt durchbrochen, als einige der Erwählten auf einmal gekidnappt und in ein Paralleluniversum verschleppt werden. Der Kampf, den Sloane und ihre Freunde als beendet gesehen haben, beginnt dort von Neuem. Denn auch in dieser Welt gibt es einen Dunklen, der mit seiner Macht für Zerstörung und Leid sorgt. Und Sloane und ihre Freunde sollen sich zusammentun und ihn ein zweites Mal aufhalten.

Diese Parallelwelt ist so ganz anders als Sloanes Heimatstadt und Magie ist dort etwas nahezu Alltägliches. Für Sloane, die ein gespaltenes Verhältnis zur Magie und deren Macht und Auswirkungen hat, ist es alles andere als leicht, sich in dieser Welt zurechtzufinden – vor allen Dingen, da sie nicht genau weiß, wem sie vertrauen kann und worum es bei ihrem Auftrag wirklich geht. Doch wenn Sloane sich mit einem auskennt, dann ist es das: Sich in gefährlichen Situationen zu bewegen und dafür zu sorgen, dass man selbst und seine Geliebten überlebt.

Sloane ist eine sehr ausdrucksstarke Protagonistin. Sie ist willensstark, mutig, schämt sich, erschöpft, aufbrausend und kurzentschlossen. Ich mochte ihre abweisende Haltung sofort und spürte auf jeder Seite den Schmerz, die Angst und die Wut, die Sloane noch immer begleiten. Man findet erst nach und nach heraus, was diese Protagonistin alles ausmacht – und erst am Ende hat man das Gefühl, ein ausdrucksstarkes Bild von ihr zu haben.

Die anderen Protagonist*innen rund um Matt, Nero, Esther, Albie und Mox weisen sehr individuelle Charaktereigenschaften auf und passen damit jeweils gut in ihre Welt. Ich hatte bei keinem das Gefühl, dass er oder sie nur 0815 Eigenschaften hätte und fand es wieder sehr beeindruckend, wie unterschiedlich die Protagonisten ausgearbeitet sind.

Die Welten sind erneut eine Klasse für sich. Die Ausformung von Magie, ihr Umgang und ihr Ursprung sind sehr gut durchdacht, ein wenig kompliziert und wagen es damit einmal, Magie genauer zu erforschen. Aber auch die kleinen Dinge, wie Architektur, Essen, Fortbewegungsmittel, Sportarten oder Kleidung sind ebenso extravagant wie relevant und erschaffen eine einzigartige Welt.

Das Buch hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Einerseits hätte ich die Ereignisse, die durch Zeitungartikel, geheime Protokolle oder Interviews rückblickend beschrieben werden, gerne selbst miterlebt – ich glaube, auch das wäre eine fantastische Geschichte geworden. Doch es war von Anfang an klar, worauf der Fokus liegen sollte und so hatte ich ausreichend Informationen, um verstehen zu können, warum die Protagonisten wie handeln. Ich liebe fantastische Bücher im allgemeinen und habe in letzter Zeit einige tolle gelesen – doch von diesem hier bin ich vollkommen begeistert. Die Geschichte hat nicht nur mein Leserin-Herz, sondern auch meine innere Autorin angesprochen und ich habe seit langer Zeit mal wieder große Ehrfrucht und Staunen vor dem kreativen Wirken einer Autorin gehabt. Für mich eine großartige Idee, die sehr gut umgesetzt ist und spannend durch diese aufregende Welt geleitet.

 

Lesen, wenn: Ihr Lust auf eine starke und gut durchdachte Story habt, die etwas aus dem Rahmen fällt und mal einen ganz neuen Blickpunkt auf fantastische Geschichten bietet.

Nicht lesen, wenn: Ihr lieber die Ereignisse rund um große Kämpfe direkt miterleben wollt und nicht so viel Lust darauf habt, zu erfahren, wie es den Protagonist*innen danach geht.

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