Der goldene Kompass (His Dark Materials 1) von Philip Pullman

Der goldene Kompass von Philip Pullman

Hintergrundinfos:

Titel: Der goldene Kompass

Untertitel: His Dark Materials

Autorin: Philip Pullman

Verlag: Carlsen Verlag

Seiten: 448 Seiten

Erscheinungstermin: 23.12.2001

Klappentext:

Lyra geht in ein altehrwürdiges Internat in Oxford. Eines Tages bekommt sie Besuch von ihrem Onkel Asriel, der dort für eine Expedition in den hohen Norden werben will. Er zeigt den Wissenschaftlern unglaubliche Bilder von dem, was er dort zu finden glaubt: eine ganz andere, fantastische Welt! Kurz nach seiner Abreise verschwindet ein Kind nach dem anderen. Ob das mit der Expedition zu tun hat? Als es auch Lyras besten Freund trifft, macht sie sich selbst auf in den Norden. Sie findet tatsächlich die Brücke zwischen den Welten und wagt mutig den ersten Schritt…

 

Meine Meinung:

Ich glaube fast, dass diese Buchreihe diejenige ist, die meinen SuB begründete. Denn die Bücher von Philip Pullman sind – soweit ich mich erinnere – die ersten, die ich abbrechen musste. Und das ist nun bestimmt schon zehn Jahre her.

Ich brach sie damals ab, weil mir die Bücher zu kompliziert wurden. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich den zweiten Teil las und irgendwann einfach nicht mehr verstand, was genau da passierte.

Aber trotzdem hatten die Bücher immer einen sicheren Platz in meinem Regal. Ich nahm mir vor, sie noch einmal zu lesen, wenn ich älter wäre und vergaß sie dabei ganz offensichtlich.

Mit Sicherheit hätten die Bücher noch einige Jahre in meinem Regal gestanden, ohne, dass ich ihnen besondere Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Aber ein Freund von mir, Jakob, errettete sie aus diesem Zustand.

Er ist wohl der größte Fanboy, den es zu dieser Serie gibt. Nun ja, zumindest kenne ich niemanden sonst, der so begeistert davon ist. Er erzählte mir viel über die Bücher und ich dachte mir, dass es höchste Zeit wäre, den Büchern noch einmal eine Chance zu geben. Denn wenn er so begeistert ist, dann müssen diese Bücher etwas Besonderes an sich haben.

Also tauchte ich ein zweites Mal in die Welt von Lyra ein.

Die Geschichte beginnt in Oxford, genauer gesagt am Jordan College. Lyra hat sich in ein Ratszimmer geschlichen und beobachtet mit ihrem Daemon Pantalaimon einige merkwürdige Dinge: Ein Haufen von Wissenschaftlern, darunter ihr Onkel Lord Asriel, sehen sich Bilder an und reden über „Staub“. Damit meinen sie aber keineswegs den Hausstaub, den wir kennen, sondern etwas anderes. Die Frage danach, was Staub ist, begleitet den Leser durch das ganze Buch.

Wie schon erwähnt gibt es Daemonen in Lyras Welt. Damit sind aber nicht irgendwelche Wesen aus der Hölle gemeint, sondern es sind Manifestationen der Seele eines Menschen. Sie haben die Gestalt eines Tieres. Welche Gestalt genau das ist, legt sich erst mit dem Eintritt des Kindes in das Erwachsenenalter fest – zuvor können die Daemonen ihre Gestalt andauernd ändern.

Lyra wächst als Waisenmädchen bei den Wissenschaftlern vom Jordan College auf. Sie ist mit einigen Kindern aus der Nachbarschaft befreundet und verbringt ihre Tage damit, auf den Straßen zu spielen oder die Wissenschaftler zu ärgern.

Doch dann verschwinden auf einmal Kinder. Als dieses Phänomen schließlich auch Lyras Freundeskreis betrifft, beginnt sie, Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft sie auf die mysteriöse wie auch intelligente Ms. Coulter.

Ab diesem Punkt nimmt Lyras Leben eine starke Wendung. Auf einmal befindet sie sich auf dem Weg nach Norden, mit im Gepäck einen golden Kompass, der eine Art Wahrheitszeiger ist. Während sie auf ihrer Reise Hexen und gepanzerte Bären trifft, kommt sie auch ihrem eigentlichen Ziel immer dichter. Doch kein Wahrheitszeiger der Welt hätte Lyra auf das vorbereiten können, was sie schließlich findet.

Es fällt mir doch relativ schwer, den Verlauf der Geschichte zu skizzieren, ohne, dass ich zu viel vorwegnehme. Denn obwohl „Der goldene Kompass“ nicht gerade außergewöhnlich viele Seiten hat, so passiert doch eine ganze Handvoll an Ereignissen in diesem Buch. Das Gute dabei ist, dass man dies während des Lesens eigentlich gar nicht richtig wahrnimmt.

Lyra als Hauptprotagonistin wird einem anfangs als neugieriges, freches und mutiges Mädchen vorgestellt. Sie nimmt kein Blatt vor dem Mund und geht die größten Risiken ein, um mehr über die Dinge herauszufinden, die auf einmal ihr Leben zu bestimmen scheinen. Sie ist gutmütig und hat ein reines Herz. Gemeinsam mit ihrem Daemon Pan wagt sie all die Dinge, die ihrem Bauchgefühl nach richtig sind.

Nebenprotagonisten wie Ms. Coulter, Serafina Pekkala, Lee Scorsby, Lord Asriel oder Iorek Byrnison scheinen etwas mehr über den Staub und Lyras Schicksal zu wissen. All die Protagonisten zeichnen sich durch eigene Ziele und Wünsche aus und bekommen einen klaren Umriss in der Geschichte.

„Der goldene Kompass“ wird im Bereich der Kinder- und Jugendbücher eingeordnet. Immer wieder passieren schreckliche und grausame Taten, bei denen ich nicht immer ganz sicher war, ob Kinder sie tatsächlich verstehen können. Ich habe – wie oben schon beschrieben – das Buch früher schon einmal gelesen und kann mich nicht daran erinnern, dass mich diese Szenen stark belastet hätten. Ein derartiges Gefühl hat sich auch beim erneuten Lesen nicht eingeschlichen.

Mit „Der goldene Kompass“ gelingt Philip Pullman der Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Zwar konnte mich der erste Band nicht extrem catchen, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, in seine Welt einzutauchen. Und nun bin ich sehr gespannt auf den zweiten Band und hoffe, endlich mehr über die Grundsätze kennenzulernen, die dieses Universum ausmacht.

 

Lesen, wenn: Ihr ein junges Mädchen dabei begleiten wollt, die es wagt, über den Tellerrand hinauszublicken und eine Reise anzutreten, die alles verändern wird.

Nicht lesen, wenn: Ihr euch damit schwertut, euch einige Dinge aus der Physik gedanklich vorzustellen – das könnte das Lesevergnügen an einigen wenigen Stellen beeinträchtigen.

Teile diesen Beitrag

Schreibe einen Kommentar