Klappentext:
Wenn die Wüste fliesst, Felsen schweben, Wälder wandern und der Nebel deine Erinnerungen stiehlt, dann bist du jenseits der goldenen Brücke – in Cassardim.
Aber Vorsicht: Was hier verloren geht, bleibt verloren. Auch wenn es sich um dein Herz handelt.
Meine Meinung:
„Cassardim“ hat zumindest für mich diesen interessanten Status, dass es einerseits eine Art Geheimtipp ist, andererseits aber im Zeitrahmen der Frankfurter Buchmesse erschien und einige Blogger davon berichteten. Da eine Freundin von mir ganz begeistert von der „Izara“-Reihe der Autorin ist, dachte ich mir, wage ich einmal einen Blick und schaue, ob mich die Geschichte fesseln kann.
Ehrlich gesagt gestaltete sich der Anfang etwas unerwartet für mich: Nach diesem wirklich ziemlich kryptischen Klappentext war ich sofort im Modus eines geheimnisvollen Landes und so weiter und so fort. Und dann lernte ich Amaia in einem sterblichen Krankenhaus kennen.
Gerade in den ersten Kapiteln kann man sich gut mit Amaia identifizieren: Sie ist ein junges Mädchen, das die Anweisungen ihrer Eltern über Board wirft und ihr eigenes Ding macht. Dass diese Anweisungen jedoch einen Grund haben, merkt man gemeinsam mit Amaia ziemlich schnell.
Es wird klar, dass Amaia nicht unbedingt ein normales Mädchen ist. Doch dass sie selbst auch nicht wirklich weiß, was sie ist, gestattete mir, gemeinsam mit ihr auf Entdeckungssuche nach ihrem wahren Kern zu gehen.
Schnell werden Amaias Geschwister vorgestellt, die alle sehr unterschiedlich sind. Besonders Moe, ihren kleinen Bruder, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Doch immer noch schwebte die Frage, was genau Amaia ist, über allem.
Auf einmal spitzen sich die Dinge zu, die Geschwister lassen ihr bekanntes Umfeld zurück und landen in Cassardim. Mit dabei Noár, der mysteriöse Fremde, der nur zu gerne kryptische und verschlüsselte Sätze von sich gibt.
Man kommt dem auf die Spur, was Amaia ist und sieht sich dann auch fast sofort als Spielball in den höfischen Ränken. Nach und nach enthüllt man vollends, was die einzelnen Protagonisten wollen und was sie bereit sind, dafür zu tun.
Der Schreibstil der Autorin hat mir unglaublich gut gefallen. Er verleiht der ganzen Geschichte diese jugendliche Atmosphäre und macht die Gefühlswelt von Amaia immer wieder hervorragend deutlich. Es ist total nah und nachvollziehbar, wie die Hauptprotagonistin reagiert und sich auch ausdrückt. Der Schreibstil geleitet den Leser elegant durch die Geheimnisse von Cassardim.
Schon zwischendurch, aber insbesondere, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, fiel mir die Ähnlichkeit zu „Das Reich der sieben Höfe“ von Sarah J. Maas und „Dark Elements“ von Jennifer L. Armentrout deutlich auf. Gewisse Charakterzüge lassen sich in fast schon extremen Maßen an Protagonisten von Cassardim finden. Personenkonstellationen ähnelten sich manchmal in erschreckendem Maße.
Ich muss hinzufügen, dass ich normalerweise überhaupt nichts dagegen habe, wenn sich Geschichten ähneln. Ich finde es sowieso utopisch, eine komplett neue Geschichte erzählt zu bekommen, mit Settings, Beziehungen und Protagonisten, die ich noch nie zuvor gelesen habe. Es geht mir immer um die Verbindung mit anderen Stilmitteln und die Einbettung in die Geschichte, die diese Ähnlichkeiten oftmals extremst abmildern. Doch bei Cassardim ist mir das leider alles etwas zu überdeutlich.
Die Geschichte hat unglaublich viel Spaß gemacht zu lesen. Amaia ist als Protagonistin stark, ehrlich, empathisch und folgt ihrem Herzen. Ihre Geschwister haben ihre persönlichen Eigenheiten, die sie zu Individuen machen. Die Idee mit den Völkern und Cassardim ist besonders und wunderbar in das ganze Setting integriert. Doch über die Ähnlichkeit zu zwei solch starken Serien komme ich nur schlecht hinweg.
Lesen, wenn: Ihr einen jugendlichen Sprachstil folgen wollt, der euch in eine andere Welt führt, in der nichts so ist, wie es scheint.
Nicht lesen, wenn: Ihr „Das Reich der sieben Höfe“ von Sarah J. Maas und/oder „Dark Elements“ von Jennifer L. Armentrout kennt und nichts lesen wollt, was starke Ähnlichkeiten aufweist.