Klappentext:
Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können um jene Menschen kämpfen, die wir am meisten lieben.
Mit zittrigen Fingern öffnet die TV-Moderation Hannah Farr einen Brief. Der Absender ist eine ehemalige Schulfreundin, von der Hannah jahrelang gemobbt wurde. Die Frau bittet sie nun um Vergebung. Dem Brief beigelegt sind zwei kleine, runde Steine und eine Anleitung. Einen Stein soll sie als Zeichen dafür zurücksenden, dass sie ihrer früheren Klassenkameradin vergibt. Den anderen soll sie an jemanden schicken, den sie selbst um Verzeihung bitten möchte. Hannah weiß sofort, wer das sein könnte: ihre Mutter. Aber soll sie wirklich zurück zu den schmerzhaften Ereignissen von damals und die Auseinandersetzung mit dem Menschen suchen, der sie am besten kennt? Denn Hannah hat etwas getan, was das Leben ihrer Mutter für immer verändert hat …
Meine Meinung:
Kennt ihr auch diese Aktionen, die der Buchladen „Thalia“ so 3-4 Mal im Jahr macht? Bei der sie Taschenbücher für 2,99€ verkaufen?
Ich stöbere gerne in diesen Angeboten. Und dabei fielen mir gleich zwei Bücher von Lori Nelson Spielman ins Auge, die ich noch nicht kannte. „Nur einen Horizont entfernt“ ist eines von den beiden.
Ich habe vor einigen Jahren „Morgen kommt ein neuer Himmel“ von einer Freundin geschenkt bekommen und dieses Buch in einer Nacht durchgelesen. Es berührte mich auf eine ganz besondere Weise und so waren meine Ansprüche an „Nur einen Horizont entfernt“ doch ziemlich hoch.
Die Geschichte startet sofort mit dem Thema, um das es in diesem Buch geben soll. Man erlebt Hannah, die einen Artikel über Fiona Knowles und ihre Vergebungssteine liest. Sofort wird einem klar, dass Hannah Fiona nicht leiden kann. Hinzu kommt auch noch, dass Fiona Hannah ebenfalls diese hochgepriesenen Vergebungssteine geschickt hat – als Entschuldigung dafür, dass sie Hannah in der Schule gemobbt hat. Hannah findet diese Aktion mit den Steinen ziemlich fragwürdig und ist lange nicht bereit, Fiona zu vergeben.
Nach und nach lernt man Hannah immer besser kennen. Sie ist eine Fernsehmoderatorin, die ihre eigene Show hat. Die Einwohner ihrer Heimatstadt vergöttern sie, sie sieht toll aus, sie hat einen gutaussehenden und wichtigen Freund und scheint somit ein ziemlich perfektes Leben zu haben. Das könnte man zumindest meinen, wenn man Hannah nicht so gut kennen würde, um zu erkennen, dass bei ihr genauso viel im argen liegt, wie bei einem selbst:
Ihr Ich als Fernsehmoderatorin muss einem bestimmten Bild entsprechen, was sie mehr und mehr an dem Beruf zweifeln lässt. Ihre enge Freundin Jade, gleichzeitig ihre Visagistin, sorgt dafür, dass Hannah perfekt aussieht. Ihr Freund, der versprach, sie zu heiraten, hat vor allen Dingen seine Karriere und seine verzogene Tochter im Blick. Und dann kommen auch noch eine nervige Kollegin und eine Vergangenheit dazu, mit der sich Hannah noch nicht auseinandergesetzt hat.
Mehr und mehr kollidieren die verschiedenen Aspekte ihres Lebens und bringen Hannah dazu, über diese Vergebungssteine von Fiona Knowles nachzudenken. Gemeinsam mit Hannah beginnt der Leser, genauer zu enthüllen, was damals in ihrer Kindheit passiert ist und dazu geführt hat, dass sie mit ihrem Vater von ihrer Mutter wegzog.
Bei einem Roman wie „Nur einen Horizont entfernt“ geht es nicht vordergründig um Action und einen ausgereiften Spannungsbogen. Das ist aber auch der Grund, warum ich es sehr genieße, diese Bücher ab und an zu lesen. Denn es geht um die Charakterentwicklung in einer tiefgreifenden Art und Weise.
Lori Nelson Spielman kann diese Entwicklung eines Protagonisten meiner Meinung als eine der Besten darstellen. Ich begleitete Hannah gebannt, die immer mehr merkt, welche Dinge in ihrem Leben verkehrt laufen. Ich entdeckte mit ihr gemeinsam den Sinn dafür, was wirklich im Leben wichtig ist und was zählt. Ich besann mich mit Hannah auf die Grundbedürfnisse, auf das, was sie als Mensch essenziell braucht. Und ich stellte mich mit ihr ihrer Vergangenheit und den Entscheidungen, die sie traf.
Hannah Farr war von Anfang an eine beeindruckende Persönlichkeit. Doch je mehr ich über sie las und je mehr ich von ihr lernte, desto mehr war ich gefangen. Es war ein absoluter Genuss, dieses Buch zu lesen.
Lesen, wenn: Ihr euch mal etwas Zeit nehmen wollt, um innezuhalten und eine inspirierende Charakterentwicklung mitzuerleben.
Nicht lesen, wenn: Ihr auf ein ein einfaches Buch aus seid, das ihr vergessen könnt, sobald ihr es weggelegt habt.