Klappentext:
Schon immer waren Buchhändler Hüter und Verbreiter von Wissen. Besonders gilt dies für die Mitglieder des Geheimbunds der magischen Buchhändler. Sie wissen um die übernatürliche Welt und beschützen die normalen Menschen vor ihren Schrecken. Einer dieser Buchhändler ist der junge Merlin. Klug, charmant und hervorragend ausgebildet ist er vielleicht der beste Buchhändler Londons – allerdings von der kämpfenden Sorte. Doch als er eine junge Frau vor einer Bestie rettet, ahnt er noch nicht, dass die Suche nach ihrem Vater auch ihn seinem größten Ziel näher bringt: Rache an den Mördern seiner Mutter zu nehmen.
Meine Meinung:
Die Entscheidung, dieses Buch zu lesen, war nicht so leicht, wie man es meinen könnte. Dafür sprach natürlich, dass es ein Buch über Buchhändler*innen und London ist – irgendwie eine unschlagbare Kombination. Dagegen sprach, dass das Buch mit einem Award ausgezeichnet wurde. Denn ich persönlich musste feststellen, dass die prämierten Bücher oft gar nicht so gut sind. Aber irgendwie gewann dann doch meine Neugierde und ich tauchte ein in diese Welt, die sehr magisch und abstrus ist.
Lässt der Klappentext noch erahnen, dass es hauptsächlich um Merlin geht, so ist die eigentliche Hauptperson doch Susan, aus deren Sichtweise die Geschichte auch größtenteils erzählt wird. Susan hat eine etwas schräge Mutter, die immer mit dem Kopf in den Wolken hängt und ist auf dem Land aufgewachsen. Für ihr Kunststudium zieht sie jedoch nach London und da es noch etwas dauert, bis die Uni losgeht, beschließt Susan, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen. Dass sie dabei über die Alte Welt stolpert, hatte sie nicht unbedingt erwartet.
Ebenso wenig hatte Merlin gedacht, bei einem Auftrag nicht nur auf einen riesigen Käfer, sondern auch auf eine junge Frau zu treffen. Er rettet sie, führt sie über uralte Pfade und schon ist Susan irgendwie eine der Eingeweihten der Alten Welt. Diese Welt überlagert die normale teilweise und besteht aus alten Mächten, magischen Artefakten und geheimnisvollen Wesen, die nicht unbedingt nur das Gute im Sinn haben. Das müssen Susan und Merlin schnell lernen, denn die beiden werden immer wieder Opfer von Angriffen.
Merlin kennt diese Welt ziemlich gut. Er ist ein Buchhändler und mit dem Wissen aufgewachsen. Seine weit verzweigte Familie hütet das Wissen und schützt die Welt vor den anderen Mächten. Und so erstaunt es ihn und Susan gleichzeitig, als deutlich wird, dass es diesen Mächten um die unscheinbare Susan geht – die aber nicht ganz so unscheinbar ist. Alles scheint mit Susans Vater und gleichzeitig auch mit dem Tod von Merlins Mutter zusammenzuhängen und so machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Susan ist relativ pragmatisch. Die Existenz von fremden Mächten bringt sie nur leicht aus dem Konzept und sie nimmt es hin, dass es geheime Organisationen wie die Buchhändler gibt, die die Welt beschützen. Magie, Kobolde und geheime Pfade scheinen ihr nicht besonders abstrus zu sein. Zeitgleich ist Susan auch neugierig, mutig und sturköpfig.
Merlin nimmt das Leben sehr leicht und ist ein Dandy der neuen Zeit. Kleidung ist wichtig für Merlin, egal, ob Kleider, Röcke oder Westen. Merlin mag sich selbst ziemlich gern – erst danach kommen alle anderen. Doch er ist auch loyal und beschützt die, die er für schützenswert hält. Sein Sinn für Gerechtigkeit hat ihn schon in manche Schwierigkeit gebracht.
Die Nebenprotagonist*innen rund um Vivien, Mrs. London und Inspector Greene bleiben sehr im Hintergrund und der Fokus liegt doch sehr auf Merlin, teilweise Vivien und natürlich Susan.
Die Welt, die Garth Nix hier erschaffen hat, ist sehr bunt, vielfältig und vielschichtig. Es gibt unzählige Eigenheiten, Besonderheiten, Magie, Wesen und Regeln. All das wird natürlich immer dann offenbart, wenn Susan darauf stößt und so scheint die magische Welt keine Grenzen zu kennen.
Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht ganz sicher, wie ich das Buch letztendlich finde. Meiner Meinung nach ist es nicht „der beste Fantasyroman des Jahres“, wie der Aurealis Award ihn betitelt. Ich fand ihn teilweise überladen, zu überdreht und teilweise erinnerte doch sehr an Ben Aaronovitchs Serie rund um die Flüsse Londons. Die Protagonist*innen sind nur teilweise sympathisch und gehen im Angesicht dieser riesigen magischen Welt beinahe unter.
Der Schreibstil von Garth Nix hat mir dagegen gut gefallen und er erzählt die Geschichte damit sehr gut. So war Lesen sehr angenehm. Trotzdem hatte ich mir von dem Titel und dem Klappentext mehr Einblick in das Treiben der Buchhändler, ihrer Geschichte und ihrem genauen Wirken gewünscht. Dinge wie die Rechts- und Linkshänder sind einfach da und mir fehlte oft die Quintessenz.
Lesen, wenn: Ihr in eine vielseitig ausgestaltete Welt eintauchen wollt, die vor Magie nur so strotzt.
Nicht lesen, wenn: Ihr klare Grenzen in einer Welt und Regeln braucht.