Klappentext:
Zehn Jahre ist es her, dass Wills Vater bei einer Polarexpedition verschwand. Jetzt plötzlich interessieren sich zwielichtige Gestalten für den Forscher – und für Will. Doch der Junge findet durch Zufall das perfekte Versteck: eine andere Welt. Hier begegnet er Lyra, die wie er einem großen Geheimnis auf der Spur ist. Gemeinsam geraten die Kinder in einen erbitterten Kampf, bei den die Zukunft ihrer Welt auf dem Spiel steht…
Meine Meinung:
Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zu dem ersten Band!
Was war das für ein Finale von „Der goldene Kompass“! Auf den letzten Seiten passierte noch einmal unglaublich viel: Lyra fand ihren Vater, Lord Asriel, wieder. Doch brachte sie ihm leider auch die letzte Zutat für sein Experiment, um eine Brücke in den Himmel zu schlagen: Ein Kind. Denn Roger, Lyras Freund, hatte sie begleitet.
Lord Asriel tötet Roger und die Energie, die dieser Tod freisetzt, erschafft tatsächlich den Zugang in eine andere Welt. Lord Asriel verschwindet dort hindurch und Lyra folgt ihm mit etwas Abstand, um herauszufinden, was es mit dem Staub auf sich hat und diesen notfalls zu beschützen.
Doch das ist nicht der Punkt, an dem die Geschichte wieder beginnt. Ganz im Gegenteil: Man lernt Will kennen.
Will scheint in einer anderen Welt als Lyra zu leben. Diese Welt gleicht der unseren in vielen Aspekten – es ist sogar die Welt, die wir kennen und in der wir leben.
Will bringt seine Mutter bei einer anderen Frau unter und verspricht, in wenigen Tagen wiederzukommen. Man erfährt einiges darüber, dass Wills Mutter einige besondere Bedürfnisse zu haben scheint und daher am besten von jemanden bei der Bewältigung des Alltags unterstützt werden sollte. Will hat aber etwas zu erledigen und kann das daher nicht mehr leisten.
Bei sich zu Hause stößt Will auf einige Männer, die schon seit mehreren Tagen versuchen, etwas von Wills Mutter zu stehlen. Doch Will kommt ihnen zuvor und es gelingt ihm, zu verschwinden. Auf seiner Flucht entdeckt er das Fenster in eine andere Welt – und trifft dort schließlich auf Lyra.
Lyra und Will halten sich für einige Zeit in dem scheinbar ausgestorbenen Citagazze auf. Eigentlich haben beide unterschiedliche Pläne: Während Will seinen seit Jahren verschwunden Vater finden will, ist Lyra auf der Suche nach Staub. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Schicksale der Kinder miteinander verwoben zu sein scheinen.
Es ist wieder extrem schwierig für mich, nicht zu viel von der Handlung zu erzählen, euch aber trotzdem einen gewissen Einblick zu erschaffen.
Die Geschichte spinnt sich weiter und schon bald machen verschiedene Mächte Jagd auf die beiden Kinder. Aber Lyra, Lyras Daemon Pan und Will wissen sich einander zu helfen und vertrauen darauf, dass sie das richtige tun.
Während man auf Protagonisten aus dem ersten Band wie Serafina Pekkala, Iorek Byrnison, Lee Scorsby, Lord Asriel, Mrs Coulter und noch einige andere trifft, treten auch neue Protagonisten auf den Plan, die mit Sicherheit eine wichtige Rolle im letzten Band der Reihe spielen werden.
Ich habe zuvor ja schon angedeutet, dass es mir schwerfällt, nicht allzu viel über den Verlauf der Geschichte preiszugeben. Das hängt damit zusammen, dass wieder extrem viel passiert. Und dieses Mal wird nicht nur aus Lyras Sicht, sondern auch aus der von anderen Protagonisten erzählt. Aber immer mehr wird deutlich, dass die scheinbar einzeln existierenden Handlungsstränge miteinander verwoben sind.
Lyra teilt sich dieses Mal die Rolle des Hauptcharakters mit Will. Ich verwende extra das Wort „teilen“, denn ich habe das Gefühl, dass Lyra sich durch Wills Anwesenheit verändert. Wenn sie ohne ihn agiert, dann erinnert sie mich sehr an die Lyra aus dem ersten Band: Stark, mutig, neugierig.
Wenn sie aber mit Will zusammen ist, dann entdeckt man auf einmal neue Seiten an Lyra: Sie vertraut ihm in vielen Dingen und wirkt manchmal fast etwas anhänglich. Als wenn sie einen Teil ihrer Stärke in seiner Gegenwart aufgeben würde.
Will konnte ich erst nicht so richtig einschätzen. Er wirkte mir zu ungestüm, zu festgelegt und starr in seinen Gedanken und Entscheidungen. Aber so, wie er auf Lyra einen Einfluss zu haben scheint, so vertraut er ihr mit der Zeit immer mehr und wird überlegter.
Gerade auf den letzten 100 Seiten passiert wieder unglaublich viel. Es gibt interessante Anspielungen auf das Schicksal von Lyra und eindeutige Verbindungen zu der Kirche und deren Glaubenssätzen. Ich bin gespannt, wie sich dieser Aspekt der Geschichte weiterentwickeln wird.
„Das magische Messer“ konnte mich ganz am Anfang nicht os richtig überzeugen. Doch auf einmal steckte ich fest in der Geschichte von verschiedenen Welten, Panzerbären, Hexen und Daemonen. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen und freue mich schon, den letzten Teil der Trilogie zu lesen.
Lesen, wenn: Ihr Lyra nach dem Ende des ersten Bandes in diese neue Welt folgen wollt – macht euch auf eine spannende Reise gefasst.
Nicht lesen, wenn: Euch bei der Vorstellung, dass mehr als eine Welt existieren soll, der Kopf raucht.