Zärtlich ist die Nacht von F. Scott Fitzgerald

Zärtlich ist die Nacht von F. Scott Fitzgerald

Hintergrundinfos:

Titel: Zärtlich ist die Nacht

Autor: F. Scott Fitzgerald

Seitenzahl: 560 Seiten

Verlag: Diogenes

Erscheinungsdatum: April 1934 (Erstausgabe)

Klappentext:

Dick und Nicole Diver führen das Leben kultivierter Expatriates an der französischen Riviera. In ihrer Villa gehen Künstler und andere Exzentriker ein und aus. Darunter auch die hübsche Schauspielerin Rosemary. Jung und ehrgeizig, hat sie sich in den Kopf gesetzt, den Herrn des Hauses zu verführen. Allerdings weiß sie nicht, worauf sie sich dabei einlässt – welche Geheimnisse der Psychiater und seine zarte Frau verbergen.

 

Meine Meinung:

Der Roman von Fitzgerald ist der zweite, den ich gemeinsam mit meinem Buchclub gelesen habe. Er stand schon länger auf der Liste derjenigen, von denen ich wusste, dass ich sie irgendwann unbedingt mal lesen müsste. Und ihn gemeinsam, in mehrere Etappen mit anderen Menschen zu lesen und dann darüber zu diskutieren, hat sich auf jeden Fall als die beste Variante für diese Roman herausgestellt.

Im Fokus der Geschichte, die in drei Bücher eingeteilt ist, stehen die Divers und Rosemary. Rosemary, die junge Schauspielerin, macht nach einigen Filmerfolgen Urlaub an der Riviera und trifft dort auf die Divers und ihre Freunde. Schnell ist Rosemary von diesen Menschen fasziniert, die ein Leben frei von irgendwelchen Sorgen zu führen scheinen. Zu Rosemarys Freude nehmen die Divers sie in diese illustren Kreis auf und die Schauspielerin verlebt mit ihnen einige aufregende Wochen.

Neben Nicole Diver, die eine einzigartige Schönheit ist, hat es vor allen Dingen Dick Diver Rosemary angetan und sie ist dem Mann von dem ersten Augenblick an verfallen. Ihre Gefühle nehmen immer mehr zu, sodass sie auch den anderen irgendwann nicht mehr verborgen bleiben.

Während das Leben an der Riviera beinahe dahinplätschert und nur von irgendwelchen Ausflügen oder Abendgesellschaften durchbrochen ist, passieren doch ab und an merkwürdige Vorfälle, die klarmachen, dass die Divers nicht dieses glatte und elegante Paar sind, die nichts zu verbergen haben.

Es ist schwierig, auf die Besonderheiten des Romans einzugehen, ohne zu viel zu spoilern. Denn die Handlung, wie ich sie zumindest nach dem Klappentext und dem ersten Buch erwartet hatte, nimmt eine ganz neue Wendung und setzt den Fokus später auf andere Begebenheiten. Das führte dazu, dass ich lange nicht einschätzen konnte, wo genau dieses Buch mit mir hinwill und was die eigentliche Geschichte dahinter ist.

Fitzgerald schreibt sehr bildhaft – ich glaube, das ist das perfekte Wort dafür. Man hatte immer eine sehr genaue Vorstellung davon, wo man sich befand und wie die Umgebung aussah. Einerseits zogen einen diese Beschreibungen manchmal aus der Geschichte raus, aber andererseits machen sie Fitzgeralds Schreibstil zu einem großen Teil aus und führten dazu, dass man das Gefühl hatte, selbst an der Riviera am Strand zu liegen.

Ebenso auffällig wie die Bildgewaltigkeit sind die verschiedenen einzelnen Sequenzen und Szenen, die nahezu willkürlich vorkommen und über deren Nutzen im Hinblick auf die Geschichte man definitiv streiten konnte. Im Rückblick und dank dem Lesen einiger Erläuterungen und Interpretationsansätzen ist jedoch klar, dass Fitzgerald das ganze Buch vollkommen sinnvoll und systematisch angelegt und geschrieben hat. Hinter nahezu jeder Begegnung oder jedem Song, der angespielt wird, steckt eine Bedeutung. Ich bin definitiv davon überzeugt, dass man dieses Buch mehrfach lesen muss, um annähernd hinter die einzelnen Symboliken und Bedeutungen zu kommen.

Die gesamte Konstruktion des Romans ist meisterhaft aufgestellt. Vom Wechsel der Perspektiven, zu Zeitsprüngen über einzelnen Dialogen und Monologen nutzt Fitzgerald die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten, um eine Geschichte zu erzählen und erschafft damit eine konsistente Erzählung, in deren Fokus die einzelnen Protagonist*innen und ihre Entwicklungen stehen.

Meiner Meinung nach ist „Zärtlich ist die Nacht“ ein Roman, der in der Schule behandelt werden sollte, um eine gute Auseinandersetzung mit Fitzgeralds Werk zu gewährleisten. So oder so spiegelt der Roman die Gesellschaften in den 1920ern und 30ern auf einer interessanten Ebene wieder und wird damit zu einem kulturellen Gut, das nicht umsonst zur Weltliteratur gehört.

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